Ein Bericht eines Pfarrers aus dem Jahre 1636: (Gestungshausen) "Weil die Felder alle öd und wüst liegen, dahero mir, dem Pfarrer, meine Besoldung genzlich entzogen wird, daß es auch nicht besser wird, muß ich mit Weib und Kindern davonziehen! Die Felder nicht bebaut werden, und kein Getreide mehr vorhanden, müssen sich die Leute gar armselig behelfen. Den Sommer über haben die armen Leute das Gras und grünes Kraut auf dem Felde zusammengelesen, gekocht und ohne Brot, ungesalzen und ungeschmolzen gegessen. Etliche tragen ihr Bettlein und anderen Hausrat zum Markt, erkaufen ihr Brot darum. Etliche behelfen sich mit Eicheln und lassen dieselben mahlen, damit sie des Hungers wehren. Etliche gehen in Dhüringen, auf daß sie mit
Dreschen und anderen Arbeiten ein Stücklein Brots verdienen mögen.
Das ist kürzlich mein Bericht von dem verderblichen Zustand meines Pfarrspiels, welches, wie auch das ganze Land, aus einem schönen Lustgarten zu einer wüsten Einöde geworden ....."
Wie arm die Gemeinde geworden war, beweist ein Geschenk des Coburger Konsistoriums. Es schenkte der Gemeinde 34 Gulden und befreite sie in den letzten Kriegsjahren von der Kriegssteuer. Das wurde im Jahre 1637 beschlossen.
1642: Bis zu dieser Zeit hat Pfarrer Krug 20mal die Plünderung überstehen müssen. Am 21.7.1642 richtete er an das Konsistorium in Coburg ein Bittgesuch. Schluß des Schreibens: "Wenn ich ja der ganzen Hülfbrodt nicht wert bin, so wollen mir meine Hochgeehrten Herren nur die Brosamlein widerfahren lassen, will gerne damit vorlieb nehmen."
Der 30jährige Krieg (Zerstörung, Pest, Hunger) machte aus unserem blühenden Ort einen Trümmerhaufen. Die Bedeutung unseres Dorfes (Stadt) war damit auf den Nullpunkt gesunken. Trotz Wiederaufbau (es wurde sogar Unterricht in der "Schule" abgehalten), intensiver Feldbestellung, Ansiedlung einer bescheidenen Industrie, hat sich unser Dorf nie wieder zu seiner alten Höhe emporschwingen können.
Unser Dorf muß aber nach Ende des Krieges nochmals vernichtet worden sein. 4 Urkunden berichten, daß Pfarrhaus und Schule erneut aufgebaut werden mußten (1694).
Damals ein Dorf durch Feuer zu vernichten, war durch die Bauweise der Gebäude leicht, denn sie waren fast alle Fachwerkbauten. Die einzelnen Fächer waren mit Geäst ausgelegt und mit Lehm dicht gemacht. Die strohgedeckten Häuser bildeten erst recht eine große Feuergefahr.
Der Krieg war 1648 offiziell zu Ende. Der Westfälische Friede wurde abgeschlossen. Der Coburger Raum konnte erst im Jahr 1650 das Friedensfest feiern. Durchzüge von Truppen, die ihrer Heimat ansteuerten (die Schweden nach Norden), durchzogen unser Gebiet; und plünderten sie auch.
Es mangelte nicht nur an Wohnungen, sondern auch an Menschen, Geräten, Saatgut und Vieh. Die Menschen fühlten sich auch nach dem Friedensschluß noch unsicher; zu tief saßen die Nöte und Schrecken des Krieges im Gedächtnis. Nur zögernd begann der Wiederaufbau. Die wirklichen Schäden waren viel größer, als es die Übersichten ersichtlich machen können.
1654 verbietet das Forstamt Hofstädten (Sonnefeld), daß die Gestungshäuser Bauholz aus dessen Wäldern holen dürfen.
Auch nach dem großen Religionskrieg mußte unser Dorf, wie fast alle Gemeinden Not erleiden. Das war in jedem Falle in Kriegszeiten der Fall. Es mußte nicht nur materielle, sondern auch Menschenopfer bringen. 1771/72 waren sehr unfruchtbare Jahre in unserem Gebiet. Viele Menschen mußten Hungers sterben.
1806, 1812, 1814: Diese Jahre brachten Durchzüge fremder Truppen (Franzosen, Italiener und Russen).
Das Jahr 1817 war wiederum ein Hungerjahr, ebenso das Jahr 1819.
Erneut kam Not auf, als die große Arbeitslosigkeit der Jahre 1922/1923 bei uns herrschte. Viele Arbeiter gingen zu den Bauern, halfen dort und erhielten dafür ihr Essen.
Die Not während des 2. Weltkriegs (1939-45) ist noch vielen der älteren Generation in lebhafter Erinnerung. Viele Kriegsopfer/ -vermisste waren und sind zu beklagen. Auf eine Darstellung der Geschehnisse während des "Dritten Reiches" und in den Kriegsjahren wird an dieser Stelle hier verzichtet. Ein "Vergessen" wird es aber wohl nicht geben.