(Kriegs-) Zahlen aus Gestungshausen
Wie groß war Gestungshausen? Wieviele Einwohner hatte es? Wieviele Häuser gab es hier?
Darüber ist bis jetzt nur sehr wenig bekannt geworden und es liegen nur wenige Zahlen vor.
Häuser und Höfe
142413 Güter, 15 3/4 Hofstätten, 7 1/4 Hantlehen (alle Zinsen dem Kämmerer)
149911 Güter, 17 Häuser. 22 Scheunen sind abgebrannt, 51 Häuser sind eingefallen. Folge der Hussitenkriege?
1632Nur 4 Scheunen blieben vom Brand verschont.
163839 Lehen, 0 selbständige Bauernhöfe
Einwohner:
Im 30iährigen Krieg: 382 Einwohner, daovn 134 Kinder, 77 Familien
1638: Gegen Ende des Krieges: Von 40 Männern leben noch 7; außerdem noch 5 Witwen und 57 Kinder. Nach Pest und Teuerung kamen nur noch 3 oder 4 Ehepaare zum Gottesdienst. Vom Gerichtsbezirk Gestungshausen starben von 1.300 Einwohnern 1.100. Es blieben also nur 200 insgesamt übrig.
Tiere:
Tiere gab es gegen Ende des 30jährigen Krieges nur noch 16 Ochsen und 30 Rinder. Es gab keine Pferde, Schafe und Ziegen mehr.
Notzeiten - Kriegszeiten in unserem Dorf
Gestungshausen war eine aufstrebende Gemeinde. Das Stadtrecht zu erhalten, war wohl der Höhepunkt dieser Entwicklung. Doch besonders der 30jährige Krieg setzte der Entwicklung ein jähes Ende und leitete damit den Untergang des Dorfes ein, von dem es sich nie mehr erholen konnte. Bereits vor dieser Zeit hatte Gestungshausen unter unglücklichen Umständen zu leiden. In den Jahren...
1420-1432 mußte unser Land, sicherlich auch Gestungshausen, an drei nicht erfolgreichen Feldzügen gegen die Hussiten teilnehmen. Unser Dorf mußte sich schützen. So ist sicherlich in dieser Zeit die Friedhofsmauer mit Wehrturm entstanden. Das erforderte Opfer der Bürger.
1430: Kloster Sonnefeld geplündert
1481: der Bischof von Würzburg belegte die Pfarrei Gestungshausen mit einer Steuer zum Kampf gegen die Türken.
1521: Belegte der Herzog auch das Gericht Gestungshausen mit der gleichen Steuer.
1525: Setzte die soziale Reformbewegung der Bauern ein, der Bauernkrieg. Sie wollten freie Bauern sein. Aus unserer Gemeinde liegen keine besonderen Nachrichten vor, doch die Schloßkapelle und das Dorf Hassenberg wurden zerstört. In Franken wurden vernichtet: 290 Burgen und Schlösser (der lästig gewordenen Grundherren). Ob sich die Gestungshäuser auch aufgelehnt haben, ist nicht verbürgt. Sicherlich kam es auch hier zu Unstimmigkeiten.
1618-1648 (30jähriger Krieg)
Diese Jahre bestimmten das Schicksal unseres Dorfes, sie bedeuteten den Niedergang unserer aufstrebenden Gemeinde. Neben Meeder hatte unser Dorf am meisten zu leiden. Auch Hassenberg wurde wieder zerstört.
Herzog Johann Casimir wollte seinem Land so lange als möglich den Frieden erhalten. Trotzdem litt das Land unter Durchzügen der Landsknechte. Unser Dorf hatte bis zum Jahre 1630 9.592 Taler an Verpflegung und Abgaben für die durchziehenden Soldaten aufzubringen. Schäden durch Plünderungen sind nicht mitgezählt.
1631 schloß sich unser Herzog den Schweden an, aber nun zogen befreundete Truppen durch unsere Gegend. Auch das hinterließ verheerende Folgen. Kronach plünderte bei uns. Die Kronacher Veste sollte eingenommen werden, was aber mißlang. Nun kamen erst recht die Kronacher und raubten und plünderten.
Das Jahr 1632 brachte für Land und Ort (Gestungshausen) einen gewaltigen Sturm, der alles Vorhergesehenes in den Schatten stellte. Wallenstein rückte mit 40.000 Mann in unser Land ein. Er wollte den Übertritt der "Coburger" zu den Protestanden bestrafen. So traf auch unser Dorf den Bannstrahl des katholischen Generals. Am 29. September 1632 wurde es an diesem Tag zu Schutt und Asche. Nur 4 Scheunen zeigten an, wo einst ein Dorf stand.
Es folgten nun Pest und Teuerung; und die Kronacher überfielen wieder unser Dorf. Nur 3 oder 4 Ehepaare waren hier wohnhaft. Ein Teil der Bevölkerung hatte sich nach Thüringen zurückgezogen. In den Jahren 1615-1642 fand der Pfarrer im Klingelbeutel oft nur 2, 3, 4 Pfennige vor. Die Soldaten raubten und leerten öfters diesen Beutel. Nach Abzug der Wallensteiner vielen im Jahr 1634 die Kroaten, aus Böhmen kommend, bei uns ein. Sie wurden unterstützt von den Kronachern, den Lichtenfelsern und den Staffelsteinern. Was notdürftig wieder errichtet war, fiel erneut der Zerstörung anheim. Rauben und Morden waren an der Tagesordnung. Hassenberg ereilte also hier das 2. Mal die Vernichtung. 1638 war das schlimmste Pestjahr.
Ein Bericht aus jener Zeit sagt: "Im Gericht Gestungshausen so gantz verbrannt und ruiniert, wäre der Schaden zu beschreiben ohnmöglich, auch von seinen 1300 eingewiesenen centbaren Unterthanen nicht wohl 200 mehr am Leben, von welchen täglich Nachricht einkame, daß diese mehrenteils krancke, matte und arme Leute vollends verhungerten, erfrören und wegstürben".
Ein Bericht eines Pfarrers aus dem Jahre 1636: (Gestungshausen) "Weil die Felder alle öd und wüst liegen, dahero mir, dem Pfarrer, meine Besoldung genzlich entzogen wird, daß es auch nicht besser wird, muß ich mit Weib und Kindern davonziehen! Die Felder nicht bebaut werden, und kein Getreide mehr vorhanden, müssen sich die Leute gar armselig behelfen. Den Sommer über haben die armen Leute das Gras und grünes Kraut auf dem Felde zusammengelesen, gekocht und ohne Brot, ungesalzen und ungeschmolzen gegessen. Etliche tragen ihr Bettlein und anderen Hausrat zum Markt, erkaufen ihr Brot darum. Etliche behelfen sich mit Eicheln und lassen dieselben mahlen, damit sie des Hungers wehren. Etliche gehen in Dhüringen, auf daß sie mit Dreschen und anderen Arbeiten ein Stücklein Brots verdienen mögen.
Das ist kürzlich mein Bericht von dem verderblichen Zustand meines Pfarrspiels, welches, wie auch das ganze Land, aus einem schönen Lustgarten zu einer wüsten Einöde geworden ....."
Wie arm die Gemeinde geworden war, beweist ein Geschenk des Coburger Konsistoriums. Es schenkte der Gemeinde 34 Gulden und befreite sie in den letzten Kriegsjahren von der Kriegssteuer. Das wurde im Jahre 1637 beschlossen.
1642: Bis zu dieser Zeit hat Pfarrer Krug 20mal die Plünderung überstehen müssen. Am 21.7.1642 richtete er an das Konsistorium in Coburg ein Bittgesuch. Schluß des Schreibens: "Wenn ich ja der ganzen Hülfbrodt nicht wert bin, so wollen mir meine Hochgeehrten Herren nur die Brosamlein widerfahren lassen, will gerne damit vorlieb nehmen."
Der 30jährige Krieg (Zerstörung, Pest, Hunger) machte aus unserem blühenden Ort einen Trümmerhaufen. Die Bedeutung unseres Dorfes (Stadt) war damit auf den Nullpunkt gesunken. Trotz Wiederaufbau (es wurde sogar Unterricht in der "Schule" abgehalten), intensiver Feldbestellung, Ansiedlung einer bescheidenen Industrie, hat sich unser Dorf nie wieder zu seiner alten Höhe emporschwingen können.
Unser Dorf muß aber nach Ende des Krieges nochmals vernichtet worden sein. 4 Urkunden berichten, daß Pfarrhaus und Schule erneut aufgebaut werden mußten (1694).
Damals ein Dorf durch Feuer zu vernichten, war durch die Bauweise der Gebäude leicht, denn sie waren fast alle Fachwerkbauten. Die einzelnen Fächer waren mit Geäst ausgelegt und mit Lehm dicht gemacht. Die strohgedeckten Häuser bildeten erst recht eine große Feuergefahr.
Der Krieg war 1648 offiziell zu Ende. Der Westfälische Friede wurde abgeschlossen. Der Coburger Raum konnte erst im Jahr 1650 das Friedensfest feiern. Durchzüge von Truppen, die ihrer Heimat ansteuerten (die Schweden nach Norden), durchzogen unser Gebiet; und plünderten sie auch.
Es mangelte nicht nur an Wohnungen, sondern auch an Menschen, Geräten, Saatgut und Vieh. Die Menschen fühlten sich auch nach dem Friedensschluß noch unsicher; zu tief saßen die Nöte und Schrecken des Krieges im Gedächtnis. Nur zögernd begann der Wiederaufbau. Die wirklichen Schäden waren viel größer, als es die Übersichten ersichtlich machen können.
1654 verbietet das Forstamt Hofstädten (Sonnefeld), daß die Gestungshäuser Bauholz aus dessen Wäldern holen dürfen.
Auch nach dem großen Religionskrieg mußte unser Dorf, wie fast alle Gemeinden Not erleiden. Das war in jedem Falle in Kriegszeiten der Fall. Es mußte nicht nur materielle, sondern auch Menschenopfer bringen. 1771/72 waren sehr unfruchtbare Jahre in unserem Gebiet. Viele Menschen mußten Hungers sterben.
1806, 1812, 1814: Diese Jahre brachten Durchzüge fremder Truppen (Franzosen, Italiener und Russen).
Das Jahr 1817 war wiederum ein Hungerjahr, ebenso das Jahr 1819.
Erneut kam Not auf, als die große Arbeitslosigkeit der Jahre 1922/1923 bei uns herrschte. Viele Arbeiter gingen zu den Bauern, halfen dort und erhielten dafür ihr Essen.
Die Not während des 2. Weltkriegs (1939-45) ist noch vielen der älteren Generation in lebhafter Erinnerung. Viele Kriegsopfer/ -vermisste waren und sind zu beklagen. Auf eine Darstellung der Geschehnisse während des "Dritten Reiches" und in den Kriegsjahren wird an dieser Stelle hier verzichtet. Ein "Vergessen" wird es aber wohl nicht geben.
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