Im Jahre 1260 wird Gestungshausen als eine eigene coburgische Zehnt aufgeführt. Zunächst wurde es als bambergische Gerichtsstätte bezeichnet, wurde aber nachher (1260) mit der Herrschaft Coburgs verbunden. Die Grafen von Henneberg nahmen verschiedene Änderungen vor. So kam z.B. Sonnefeld weg vom Landgericht Fechheim, das war im Jahre 1540. Wie bereits angedeutet, ordneten die Henneberger das Gerichtswesen neu, nachdem sie am Anfang des 14. Jh. die coburgischen Gebiete wieder mit Henneberg vereinigt hatten. Die neue Gerichtsverfassung erhielt eine neue Richtung. Graf Berthold von Henneberg ordnete die 1314 erworbenen Gebiete (Coburgische Lande) neu. Der Einfluß fremder Gerichte mußte entfernt werden, nachdem sich Unsitten in den verworrenen Zeiten eingeschlichen hatten. Durch ein Privilegium hatten die Grafen das Recht erhalten, daß Rechtswesen alleine zu ordnen. Im Gebiet von Thüringer Wald bis Schweinfurt gab es 14 Zehnten, darunter auch eine zu Gestungshausen. Die Zehnt Gestungshausen bestand nach wie vor weiter auch unter der Herrschaft der Kurfürsten und Herzöge.
1593 war das Gericht Gestungshausen noch selbstständig, denn am 13. November wurde Hansen Vogel der allhier einkommen und gehängt worden. Geschehen am 13. November anno 1593. Der Galgen dazu stand an der ehemaligen Bundesstraße 303 - Richtung Weischau - gegenüber dem Dueblsteich. Das Gericht zu Gestungshausen bestand bis zum Jahr 1826, dann wurde es aufgelöst und mit der Gerichtsbarkeit Sonnefeld vereinigt. Gestungshausen war also (ab Sterker gerechnet, sicherlich war es dies schon früher unter den Wildbergs) mindest 705 Jahre eine Gerichtstätte. Die höhere Gerichtsbarkeit nannte man das Hof- und Halsgericht. Während die sogenannten Hofgerichte leichtere Strafvergehen gehandelten, wurden beim Halsgericht die schweren Fälle auf die schrecklichste Weise geahntet. Bei Raub oder Mord, Diebstahl oder Grenzverletzung, Brandstiftung und Münzfälschung wurde je nach Härtefall das Urteil gefällt, wie z.B. Hand abschlagen, Ohren abschneiden, Augen ausstechen, bis zum Tod am Galgen, Rädern oder durch das Schwert. Einen Sittlichkeitsverbrecher stand eine besonders grausige Strafe bevor. Ihm wurde der Kopf mit einem Brett abgeschlagen.
Im Jahre 1583 wurde auf Anordnung des Bischofs ein diebischer Forstknecht in Gestungshausen gefangen und in Lichtenfels durch Abhauens zweier Finger bestraft. Durch zuviele hier herrschenden Adelsgeschlechter wurde unser Raum hier sehr oft zerrissen und durch Kauf und Erbverträge verändert. Weickenbach zum Beispiel wurde mit seinen acht Höfen geteilt. Diesseits des Bachlaufes gehörten vier Höfe zum Gericht Gestungshausen, die anderen vier Höfe zum Gericht Fechheim.
Übersicht: Gericht Gestungshausen
Zeit |
Grund- und Landesherr |
Inhaber des Gerichts |
um 1000 |
von Wildberg |
Wildbergs, als Vögte vielleicht die Geisenhusen, Gestingshusen |
ab 1122 |
Bistum, Kloster Michelsberg, Bamberg |
Graf Sterker von Geisenhusen? Gestingshusen? (1225 erstmalig genannt!) |
| predia Gestineshusen |
Bamberger Gericht (ging später an Coburg über) |
ab 1260 |
Coburgische Cent | Landesherr und Ortsgericht |
ab 1314 |
Hennebergische Cent | Landesherr und Ortsgericht |
ab 1485 |
Sächsisches Gericht | Landesherr und Ortsgericht |
ab 1525 |
Coburgisches Gericht und Ortsgericht | |
1826 |
Coburg |
Das Gericht Gestungshausen wird aufgelöst und die Gerichtsbarkeit mit Sonnefelds vereinigt. |
1927 | | Das Amt Sonnefeld wird aufgelöst. |
ab 1927 | |
Der gesamte Landkreis gehört zum Amtsgericht Coburg. |